Sturmhaube Auf (Frei statt Sicher)

Veröffentlichung: 20.06.2020, Medium: CD

Review
Songs:
Naziparteien 2:20
Sturmhaube auf 3:00
Frei statt Sicher 3:08
Punk 4:42
Déjà-vu 3:16
Schein oder sein 2:34
#wirsindmehr 1:08
Ich will hier raus 3:25
Racketen im Meer 2:46
Palmen an der Wand 3:13
Straßenpunk 4:35

Das Album Sturmhaube Auf erschien bereits am 20.06.2020 und hat mit 11 Songs eine Laufzeit von ca. 34 Minuten. Das Cover lässt schon vermuten, dass die Scheibe in Selbstregie produziert wurde, treu nach dem DIY Gedanken. Den Aufnahmen tut es auch keinen Abbruch, dass sie zum großen Teil im eigen Proberaum eingespielt wurden. Einer der wenigen Vorteile eines Lockdowns - man kann Alben produzieren.

Zur Band ist noch nicht viel zu sagen, da Sturmhaube Auf ihr Debütalbum ist. Die vierköpfige Gruppe entstand 2009 aus der Band Gluthoden und Hildesheim/Sessen ist weiterhin ihre Hometown.

Mit Naziparteien, Sturmhaube auf & #wirsindmehr stellen sie unmissverständlich klar, welche Position sie vertreten. Sie sind ganz klar gegen den Rechtsruck in der politischen Landschaft dieses Landes, sowie der Aufruf zum Aktionismus gegen Faschismus und Rassismus. Die Lieder Frei statt Sicher und Ich will hier raus, wie die Titel schon vermuten lassen, sind ein verzweifelter Versuch zum einen dieser verrohenden Gesellschaft zu entkommen und zum anderen noch diesem immer größeren Überwachungswahn zu entfliehen. „… Wir sind Punks“ so verabschiedet sich die Band auf dem Stück Punk und stellt klar nach welchen Attituden sich selbst als Punks sehen. Dabei musikalisch erst ruhig und kontrolliert bis die Reflexion eintritt und schön treibend und schnell der Punk ausbricht. Racketen im Meer ist eine schöne Hommage an Carola Rackete. Die Aktivistin erlangte im vergangenen Jahr (2019) traurige Berühmtheit. Als Kapitänin der „Sea Watch 3“ rettete sie mehrere Menschen aus einer lebensbedrohlichen Lage und wollte im Hafen von Lampedusa einlaufen. Daraufhin wurde sie von der italienischen Regierung festgenommen. Ja wir brauchen mehr Racketen im Meer, ja wir brauchen mehr Menschen wie Carola Rackete, denn kein Mensch ist illegal! Palmen an der Wand schildert wie der Kapitalismus so manche Paradiese tapeziert, damit der Schein erhalten bleibt und der Urlauber vor den Palmen, nicht die Plastik-Inseln oder verreckende Tiere zu sehen bekommt. Zum Schluss komme ich noch zu meinem persönlichen Liebling der Platte Déjà-vu zu sprechen. Ich kann nicht genau sagen warum dieses Lied so einen Ohrwurm Charakter hat, denn thematisch lädt der Krieg nicht zum Mitsingen ein - eigentlich. Die Stimme des Sängers und der eingängige Refrain machen dieses Lied einfach zu einem Hit.

Wo kann man nun dieses Debüt musikalisch einordnen. Es ist ehrlicher, selbst gemachter, deutschsprachiger Punkrock, vergleichbar mit Bands wie Kasa, L.A.K. oder auch Bei Bedarf. Um in den alten Schrabbel-Punk zu fallen, sind die Lieder zu melodisch und auch durch ruhige/Akustik Parts zu strukturiert. Gleiches gilt für Deutschpunk im Stil von Fahnenflucht. Daher darf man gespannt sein, bei einer neuen Band, die wieder Punkrock spielt.

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